April 22 2025

Kosten einer professionellen Website: Warum 250€ für eine individuelle Website nicht realistisch sind

In der digitalen Welt ist eine professionelle Website für Selbständige und Unternehmen unerlässlich. Immer wieder begegnet man jedoch Ausschreibungen mit erstaunlich unrealistischen Preisvorstellungen: Eine „professionelle, individuelle Website“ für 250€ – am liebsten noch mit Instagram, SEO, mehrsprachigem Content und Google Ads inklusive. Doch wie realistisch sind solche Erwartungen?

Dieser Beitrag betrachtet die tatsächlichen Kosten und notwendigen Komponenten einer professionellen Website und erklärt, warum ein solcher Preis in Deutschland nicht realistisch ist.

Was gehört zu einer professionellen Website?

Bevor wir über Kosten sprechen, sollten wir verstehen, welche Komponenten eine professionelle Website ausmachen:

Domain und Hosting

Domainname: Deine eigene Web-Adresse (z.B. www.dein-unternehmen.de)
Webhosting: Server-Speicherplatz, auf dem deine Website liegt
SSL-Zertifikat: Für verschlüsselte, sichere Verbindungen (https://)

Design und Entwicklung

Konzeption: Planung von Seitenstruktur und Nutzerführung
Responsive Design: Optimierung für alle Endgeräte (Desktop, Tablet, Smartphone)
Corporate Design-Integration: Einbindung deines Logos, Farbschemas und Schriftarten
Programmierung/CMS-Einrichtung: Technische Umsetzung, z.B. mit WordPress

Inhalte

Texterstellung: Professionelle Texte für alle Seiten
Bildmaterial: Hochwertige Fotos oder Grafiken
SEO-Optimierung: Suchmaschinenfreundliche Aufbereitung aller Inhalte
Rechtssichere Texte: Impressum, Datenschutzerklärung, AGB

Funktionen

Kontaktformulare: Sichere und DSGVO-konforme Kontaktaufnahme
Newsletter-Integration: Anbindung an E-Mail-Marketing-Systeme
Social Media-Integration: Einbindung deiner Social-Media-Kanäle
Google Maps: Standortanzeige mit rechtssicherer Einbindung

Warum sind 250€ für eine Website als Selbständige*r in Deutschland nicht realistisch?

Was bekommt man tatsächlich für 250€?

Für 250€ könnten Sie allenfalls erhalten:

Einen vorgefertigten Website-Baukasten mit hohen monatlichen Folgekosten
Eine einzelne Landingpage ohne individuelle Anpassungen
Eine sehr rudimentäre Website ohne rechtliche Absicherung
Eine unsichere oder unfertige Lösung, die später Probleme verursacht

Keine dieser Optionen entspricht den Anforderungen an eine professionelle Geschäftspräsenz.

Marktübliche Stundensätze in Deutschland

Als selbständige(r) Webdesigner(in) oder Webentwickler(in) in Deutschland liegt der marktübliche Stundensatz zwischen 50-120€. Selbst wenn wir den niedrigsten Satz von 50€ annehmen:

5 Stunden für Konzeption und Design: 250€
4 Stunden für Einrichtung CMS: 250€
2 Stunden für Individualisierungswünsche: 100€
3 Stunden für SEO: 150€
1 Stunden für Content-Pflege/Feedbackrunden: 150€

Wir sind bereits bei 750€ für absolute Minimalarbeit, ohne Gewinnmarge und ohne Berücksichtigung laufender Kosten.

Lebenshaltungskosten und Betriebsausgaben in Deutschland

Als Selbständige*r in Deutschland musst du minimal diese Kosten decken:

Krankenversicherung: mindestens 400€/Monat
Rentenvorsorge: idealerweise 300-500€/Monat
Steuern: ca. 20-40% deines Einkommens
Betriebsausgaben: Software, Hardware, Büro, Fortbildung, etc.

Bei einem Projekt für 250€ bleiben nach Abzug der Fixkosten vielleicht 150€ übrig. Bei 15 Stunden Minimalaufwand entspräche das einem Stundensatz von 10€ – unter Mindestlohn!

Rechtliche Anforderungen in Deutschland

Deutschland hat strenge rechtliche Vorgaben für Websites:

DSGVO-Konformität: Umfangreiche Datenschutzerklärung erforderlich
Impressumspflicht: Rechtssicheres Impressum notwendig
Cookie-Richtlinien: Korrekte Einwilligungsbanner erforderlich
Barrierefreiheit: Zunehmende rechtliche Anforderungen

Die rechtssichere Umsetzung all dieser Aspekte erfordert Fachwissen und Zeit, die weit über das hinausgehen, was für 250€ leistbar wäre.

Alternative Lösungen: Realistischer Einstieg mit kleinem Budget

Ich kann absolut verstehen, dass besonders in der Gründungsphase nicht jede*r 3.000€ oder mehr in eine Website investieren kann oder möchte. Die Anfangszeit ist finanziell oft herausfordernd, und jede Ausgabe will gut überlegt sein.

Es geht nicht darum, Existenzgründer*innen oder Kleinunternehmen mit knappem Budget zu kritisieren – sondern vielmehr darum, realistische Erwartungen zu setzen und bessere Alternativen aufzuzeigen als eine minderwertige 250€-Website, die letztendlich mehr Probleme als Nutzen bringen könnte:

Workshops: Hilfe zur Selbsthilfe

(biete ich übrigens auch an)

Lerne in speziellen Workshops, wie du deine Website mit WordPress selbst aufbauen kannst
Diese Workshops vermitteln grundlegende Kenntnisse zu Design, Struktur und technischer Umsetzung
Du sparst langfristig Kosten durch Eigenleistung und gewinnst wertvolles Know-how
Die initiale Investition in einen Workshop ist oft deutlich günstiger als eine komplette Website-Erstellung
Beachte: Du benötigst Zeit und Bereitschaft zum Lernen, aber hast danach mehr Kontrolle über deine Online-Präsenz

Stufenweiser Aufbau

Beginne mit einer gut gestalteten Landingpage (ca. 500-800€)
Erweitere die Website schrittweise, wenn Budget verfügbar ist
Investiere in die wichtigsten Elemente zuerst: Design, Texte, SEO

Kooperationen

Tausche Leistungen mit anderen Selbständigen
Frage bei Webdesigner*innen, ob sie Portfolioarbeiten zu vergünstigten Preisen anbieten
Beachte: Qualität und Professionalität sollten trotzdem im Vordergrund stehen

Fazit: Eine realistische Preiseinschätzung

Eine professionelle Website für Selbständige und kleine Unternehmen in Deutschland kostet realistischerweise:

Einfache Website (1-5 Seiten): 1.000-2.000€
Mittelgroße Website (5-10 Seiten): 1.200-4.000€
Komplexe Website mit Shop/Funktionen: ab 2.500€ aufwärts

Die Vorstellung einer professionellen Website für 250€ ist in Deutschland schlichtweg nicht realistisch. Eine solche Website würde weder rechtlichen Anforderungen genügen, noch ein professionelles Bild deines Unternehmens vermitteln – und könnte sogar zu rechtlichen Problemen führen.

Betrachte deine Website als Investition, nicht als Kostenfaktor. Eine professionell gestaltete Online-Präsenz zahlt sich durch mehr Kunden, besseres Image und höhere Conversion-Raten schnell wieder aus. Qualität hat ihren Preis – aber auch ihren Wert.